Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Als der ungarische Philosoph Georg Kühlewind am 15. Januar 2006 in seiner Geburtsstadt Budapest starb, blieb seine Arbeit an seinem letzten Buch über «das leere Bewusstsein» Fragment. Geschult in den Methoden und Inhalten der klassischen Philologie und griechischen Mythologie wie auch in den Phänomenen und Theorien der physikalischen Chemie, über die er als Professor an der Technischen Universität in Budapest lehrte, wandte er sich 1979 mit fünfundfünfzig Jahren der Philosophie und anthroposophischen Geisteswissenschaft als freier Autor und Vortragender zu. Drei Jahre zuvor war sein erstes Buch im Westen erschienen: Bewusstseinsstufen – Meditationen über die Grenzen der Seele. Es war ein gewagter Schritt für einen, der «hinter» dem «Eisernen Vorhang» lebte, und damals nur unter dem Pseudonym «Georg Kühlewind» möglich, ohne sich allzu sehr zu gefährden.
Einige Seiten nur vom ersten von vier Teilen seines letzten Buches hatte also Georg Kühlewind dreißig Jahre nach seinem ersten Buch verfasst gehabt, als er starb. Sie handeln vom «leeren Bewusstsein im Alltag» und von der «geistigen Struktur des Menschen und der Welt». In seinen Notizheften aber hatte er einiges an Beobachtungen und Gedanken, Zitaten und Übungen im Hinblick auf das vorgenommene Buch festgehalten.
In seinem 17. und letzten Notizheft, das nun als Buch erschienen ist, finden sich sieben Zeilen, wie sieben Stufen zum Gewahrwerden der Gegenwart. Jede Stufe ist eine freie Eroberung des erkennenden und schöpferisch tätigen Menschen zur Welt hin und zu sich selbst:
• In jedem Augenblick: Anfang
• Hebe deinen Blick
• Wir wachsen von oben
• Dies alles ist Licht
• Du bist
• Aufmerksamkeit – Welt
• Aufmerksamkeit ist Gegenwart.*
Mögen wir, liebe Leserin und lieber Leser, den Mut zu uns selbst und das Vertrauen in die Welt finden, um in jedem Augenblick gegenwärtig zu sein.
Von Herzen grüßt zum neuen Jahr,
Jean-Claude Lin