Warum all diese Mühe, fragt man sich, wenn man hört, dass die Zisterzienser- mönche des ausgehenden Mittelalters bevorzugt an unwirtlichen, schwer zugänglichen und landschaftlich schwierigen Orten siedelten. Schwerer kann man es sich kaum machen.
Doch dann das Wunder: Es gelang diesen Menschen immer wieder, buchstäblich Wasser aus dem Felsen zu schlagen. In mühseliger Knochenarbeit wurden Landschaften kultiviert und Klöster erbaut, die uns bis heute in ihren Bann ziehen. Das Resultat solchen Tuns ist, tiefer betrachtet, Befriedung. Mit der Zähmung der wilden äußeren Natur ging eine Harmonisierung der inneren Natur des Menschen einher: Friedensarbeit.
Eine solche Befriedung tut heute nicht weniger not als damals. So weist das «Konfliktbarometer» des Heidelberger Instituts für internationale Konfliktforschung allein für das Jahr 2011 weltweit ein Allzeit-Hoch von 388 Konflikten aus, darunter 20 Kriege und 38 gewaltsame Auseinandersetzungen. Tendenz 2012: steigend. Angesichts dieser Zahlen droht man den Glauben zu verlieren, all diese Konfrontationen ließen sich noch friedlich und vernünftig lösen. – Dennoch arbeiten überall auf der Welt Menschen daran, in mühsamer Kleinarbeit das Unmögliche möglich zu machen.
In dieser Ausgabe können Sie nicht nur den baulichen Spuren des Zisterzienserwirkens begegnen, sondern auch einen Einblick gewinnen, wie von einer Initiative in Israel, derzeit eine der wohl explosivsten Regionen unseres Planeten, immer wieder neu versucht wird, ein «Tor zum anderen Menschen» zu bauen. Anders als in den «alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat» (wie es bei den Brüdern Grimm heißt, deren Märchensammlung vor 200 Jahren am 20. Dezember 1812 quasi als Weihnachtsgabe erstmals im Druck erschien) kann heute nur harte Knochenarbeit in der unmittelbaren Begegnung von Mensch zu Mensch die dringend benötigten Öffnungen in den verhärteten Fronten schaffen.
Es wird unendlich viele solcher Öffnungen brauchen, bevor Wirklichkeit werden kann, was sich die Menschheit besonders in dieser Zeit des Jahres ersehnt: Friede auf Erden.
Die a tempo-Redaktion wünscht Ihnen erfüllte Weihnachtstage
und einen hoffnungsvollen Jahreswechsel
Frank Berger