«Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum», schrieb Friedrich Nietzsche als 33. der «Sprüche und Pfeile» in seiner Götzen-Dämmerung, durch die auch gezeigt werden sollte, wie man mit dem Hammer philosophiere. Das Wort des dichtenden deutschen Philosophen schmückt als Motto die zuletzt erschienene CD des Jazzpianisten Wolfgang Dauner, die er mit seinem Sohn Florian «Flo» Dauner, selbst Schlagzeuger der Fantastischen Vier, vor zwei Jahren unter dem kaum weiter zu reduzierenden Titel DAUNER // DAUNER veröffentlichte.
«Dauners Beitrag zur Musikgeschichte», schreibt Wolfgang Schorlau in seinem schönen wie auch bewegenden Buch Das brennende Klavier – Der Musiker Wolfgang Dauner, das in der Edition Nautilus 2010 erschien, «besteht … im Überwinden der Grenzen zwischen den Stilrichtungen, zwischen Jazz, Rock und freier Musik, aber auch zwischen Musik und Performance, Theater, Pantomime und Literatur. Vielleicht ist immer sein eigentliches Anliegen gewesen: die Mauern zwischen Kunst und Leben endlich einzureißen.»
Am 20. Oktober konnte man nun Vater und Sohn in einer einmaligen fulminanten Darbietung für die Sonderausstellung I got rhythm. Kunst und Jazz seit 1920* im Kunstmuseum Stuttgart hören. Sie brachten die monumentale Komposition Elektronische Mythen** zur Uraufführung: Ein 70 Minuten langes Werk, das aus 10 durch Zwischenmusiken gegliederten Teilen besteht. Flo Dauner, ganz Aufmerksamkeit, tippte, schlug und prägte einen begeisternd lyrisch präzisen Beat und Rhythmus zu den elektronisch modulierten Motiven, Melodien, Harmonien und Klangkaskaden, die Wolfgang Dauner auf dem Keyboard wie auf dem Fazioli Flügel hervorzauberte. Der bald 80-jährige Doyen des Deutschen Jazz spielte nicht nur seine Musik – er war sie. Er lebt nicht nur für seine Musik – sie ist sein Leben, und sein Leben ist die Musik. Und wenn man auch mehr von diesem Leben durch Wolfgang Schorlau erfährt, fragt man sich, ob es je einen Wolfgang Dauner hätte geben können ohne Musik!?
Zum 80. Geburtstag am 30. Dezember 2015 gratuliere ich sicherlich ebenfalls im Namen vieler Musikliebhaber dem so bemerkenswerten Musiker Wolfgang Dauner auf das Herzlichste!
Wir danken ihm dafür, dass er Kunst und Leben, Mensch und Musik so stark und so innig verbunden hat.
Von Herzen, Ihr
Jean-Claude Lin