«Wir kämpfen nicht, wir helfen», sagen Uwe Greff und Stefan Decke von der BioBoden Genossenschaft in unserem Gespräch in diesem Monat. Dieser Satz klingt lange nach.
Wie wäre es in der Welt, wenn an allen Orten kriegerischer Auseinandersetzung die Menschen dies zum Leitstern ihres Handelns erheben würden: «Wir kämpfen nicht, wir helfen»?
Könnten wir auf die Ukrainer und die prorussischen Separatisten in der Ostukraine zugehen und, ohne der einen oder der anderen Partei einseitig recht zu geben, einen gemeinsamen Weg finden, dass sie sich gegenseitig helfen, statt einander zu bekämpfen? Könnte Donald Trump in den USA dazu bewogen werden, statt mit
Mauern und Strafzöllen den Strom der illegalen mexikanischen und südamerikanischen Einwanderer zu bekämpfen, die Phantasie und die Ressourcen zu entwickeln, mit denen die Flucht dieser vor Armut und Bandengewalt fliehenden Menschen vermieden werden könnte? Wäre es möglich, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan seine Angst vor wirklicher Meinungsfreiheit und gelebter, aufgeklärter Demokratie zu nehmen, wenn ihm fühlbar gemacht werden könnte, die anderen wollen ihm und seinem Land helfen, ihn und sein Land nicht bekämpfen? Wie hätte die Welt vor einigen Jahren dem Präsidenten Baschar Hafiz al-Assad helfen können, damit es nicht zu dieser ungeheuren Tragödie Syriens kommen musste, mit all den politischen Nachbeben in Europa und in anderen Teilen der Welt?
Wie wäre es, wir begännen gleich in unseren alltäglichen Konflikten nach diesem Leitstern zu handeln: «Wir kämpfen nicht, wir helfen»? Wenn es zum Kampf kommt, gibt es schon einen Gegner. Jemandem helfen, bevor er zum Gegner wird, bedarf sicherlich einiges mehr an Phantasie und Wohlwollen. Etwas später in unserem Gespräch mit Uwe Greff und Stefan Decke heißt es: «Wir können etwas tun!» Das ist das Bewusstsein, mit dem wir weiterkommen können.
In diesem Monat, in dem auch der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht werden kann, der sehr wohl bekämpft werden musste,
grüße ich Sie von Herzen
Ihr
Jean-Claude Lin