Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.
Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt.
Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.
Man mag es kaum glauben, dass Michael Ende diese Sätze bereits vor 40 Jahren geschrieben hat. In seinem Kinderbuchklassiker MOMO setzt er sich in märchenhafter, ja fast poetischer Form mit dem Wesen von Zeit und Geld auseinander – für uns heute brandaktuelle Themen und Problemstellungen, ohne deren Bearbeitung wir die Kulturfrage nicht lösen können. Wie sonst wollen wir die Finanzkrise verstehen, wie sonst aber Stress, Burnout, Autismus, Depression als ständig zunehmenden Volkskrankheiten etwas Wirkungsvolles entgegensetzen. – Mit welchem Zukunftsblick hat uns Michael Ende diese Geschichte hinterlassen …
So ist es nicht verwunderlich, dass die beiden Eurythmistinnen Franziska Knetsch und Anette Korf bei ihrer Suche nach einem geeigneten Stoff, der zum einen zeitgenössische Themen behandelt, zum anderen aber auch die Möglichkeit einer künstlerischen Vertiefung bietet, auf MOMO gestoßen sind.
In Elsemarie ten Brink wurde schnell eine geeignete Regisseurin gefunden, die mit Unterstützung von Christina Kerßen an die dramatische Umschmelzung des Buches in eine geeignete Bühnenfassung mit Eurythmie, Schauspiel und Musik ging.
Seit September 2012 laufen die Proben für dieses Projekt. Die Schauspieler Paulina Siech und Arno Schostok wurden gefunden, der Komponist Pedro Guiraud und ganz wichtig: Ilja van der Linden, der Bühnenbild und Beleuchtung geschaffen hat. So entstand ein Zusammenspiel von Gebärde und Bewegung, Klang, Sprache, Bühnenbild und Licht: berührend vital sind die Eurythmisten, echt und nah, geheimnisvoll beleuchtet die Bühnenwelt und intensiv und erzählerisch die Musik.
Die Premiere findet am 6. April 2013, um 20.00 Uhr, im Goetheanum in Dornach in der Schweiz statt. Weitere Aufführungen werden folgen. Im Juni 2013 gibt es eine Aufführung innerhalb der Jugendtagung am Goetheanum, welche das Thema «Zeit» haben wird. Am 4. und 5. Mai 2013 wird es mit einem integrierten Thementag Aufführungen im Theater Diligentia in Den Haag geben, und über den ganzen Monat Mai verteilt Aktionen mit Demonstrationen und Kursen an Schulen in Holland.
Im Herbst findet eine Tournee durch Deutschland, die Schweiz und Österreich statt, unter anderem am 20./21. September in Heidelberg, am 26. September in Flensburg, am 1. Oktober in Basel …
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
Fünf vor Zwölf hat es geschlagen.
Drum wacht auf und seid gescheit,
denn man stiehlt euch eure Zeit.
Versäumen Sie also nicht dieses beeindruckende Kulturevent 2013!