Die 1888 erbaute alte Philharmonie in Berlin-Kreuzberg in der Berneburger Straße 22 wurde wie so viele Berliner Gebäude 1944 restlos zerstört. Rudolf Steiner hatte hier einst, durch die Konzertagentur Wolff & Sachs organisiert, so manchen Vortrag im Großen Saal gehalten – «… wegen dem wachsenden Interesse unserer intellektuellen Kreise an metaphysischen Dingen», so stand es in der schriftlichen Anfrage der Agentur an Rudolf Steiner.
Ab 1960 plante und baute der renommierte Architekt Hans Scharoun die neue Philharmonie im organischen Baustil unweit vom Potsdamer Platz; die Einweihungsfeier fand am 15. Oktober 1963 statt. Scharoun war kein Anthroposoph, aber er war ein Bewunderer des zweiten Goetheanums und nannte es eines der wichtigsten Gebäude der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bald nach der Fertigstellung der neuen Philharmonie entwarf Hans Scharoun die 1965 eingeweihte Johannes-Kirche der Christengemeinschaft in Bochum. Überhaupt wurde so manches bekannte Gebäude wie das Wolfsburger Theater oder das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven von Hans Scharoun entworfen. Die Erweiterung der Berliner Philharmonie um den Kammermusiksaal wurde später in den Jahren 1984 bis 1987 nach einer Ideenskizze Scharouns von dessen Schüler und späterem Partner, Edgar Wisniewski, realisiert.
Seit 50 Jahren ist nun die Berliner Philharmonie ein Ort der Musik – und in diesem Jahr auch ein Ort für Anthroposophie.
Nach dem Kongress zum 150. Geburtstag Rudolf Steiners im Jahre 2011 in Weimar zeichnet in diesem Jahr die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland den einstigen Weg Rudolf Steiners von Weimar nach Berlin mit ihrer Jahresversammlung nach. Steiner war 1897 von Weimar nach Berlin übergesiedelt und hielt dort 1902 im Roten Rathaus den ersten öffentlichen anthroposophischen Vortrag.
Nun wird vom 27. bis 30. Juni 2013 der Kammermusiksaal mit dem Kongress «Wie wird der Geist wirksam?» (mit integrierter Mitgliederversammlung) zum Ort der Begegnung. Begleitet wird die öffentliche Tagung vom Aktionstag «Mittendrin» auf dem Platz des Kulturforums. Im Foyer wird es unter anderem eine Ausstellung zur organischen Architektur der letzten 20 Jahre geben. Drei Tagesfahrten in verschiedene Himmelsrichtungen vor der Tagung und viele Führungen zu interessanten Orten Berlins als Ausklang werden den Kongress umrahmen.
Die Themen der Tagung werden die Gebiete der Medizin, des geistigen Lebens und der Sozialgestalt des Gemeinwesens umfassen. Es werden sowohl die Fragen der Grenzen von Leben und Tod als auch die Perspektiven der Organtransplantation behandelt. Gesucht wird auch der Dialog zur Meditationspraxis verschiedener Schulungswege mit Repräsentanten des allgemeinen Kulturlebens. Innovative Sozialgestalter werden ihre Suchbewegungen austauschen. Stellvertretend hier nur einige Namen von Mitwirkenden:
C. W. Jakob von Uexküll, Arthur Zajonc, Matthias Girke, Gerald Häfner, Vera Lengsfeld, Harald Matthes, Joan Sleigh, Georg Soldner, Tho Ha Vinh, Götz Werner und Ralf Schindler.
Mit der dialogischen Form als prägendes Element der Veranstaltung wird die Zusammenarbeit mit allen Teilnehmenden angestrebt.
Die Bühne in der Mitte des Kammermusiksaales wird sicherlich zu einem bewegten und bewegenden Ort, von dem aus sich ein spannender, lebendiger Punkt-Umkreis-Prozess ereignen mag – denn ein solches Werk kann nur im Miteinander gelingen. Fühlen Sie sich herzlich eingeladen!