Skulpturen drinnen wie draußen – in seiner neuen Ausstellung rückt das Museum Würth für mehrere Monate die plastischen Ideen und Konzepte seiner bislang elf Robert-Jacobsen-Preisträger, die als Reminiszenz an einen der wichtigsten Vertreter der abstrakten Kunst nach 1945 ausgezeichnet wurden, in den Fokus.
Die Arbeiten des dänischen Künstlers Robert Jacobsen verkörpern eine bedingungslose Leidenschaft für all jene Phänomene, in denen sich vitale und spirituelle Kräfte auf sehr direkte Weise verbinden. Indem der Eisenbildhauer in seiner konzeptuellen Klarheit stets auf die poetischen und spielerischen Aspekte seines Schaffens verwies, versuchte er jegliche Dogmatik und alle rigorosen Prinzipien zu vermeiden. Er wechselte wiederholt das Terrain und brachte unterschiedliche Sphären miteinander in Berührung.
Gleiches gilt für die Preisträger: Die stilistische, motivische und materielle Vielfalt der Werkschau unterschiedlicher, internationaler Prägung spiegelt im Grunde jene Diversität und Heterogenität wider, die als prägendes Merkmal zeitgenössischer Kunst gelten kann.
In einer Zeit, in der die Postmoderne über die Kunst hinwegfegte, alles verfügbar machte und die Grenzen zwischen den bildenden Künsten auflöste und die Besonderheiten und Kontinuitäten einebnete, gilt die Kunst der Vergangenheit nicht mehr als obsolet, sondern wird als großes Anregungsquelle genutzt. Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen ist das Phänomen des Heute, verbunden mit der Einsicht, dass dieser Gegensatz nicht zu synthetisieren ist.
Dennoch verbindet die Ausgezeichneten – Lun Tuchnowski (1993), Richard Deacon (1995), Magdalena Jetolová (1997), Gereon Lepper (1999/2000), Stephan Kern (2001/2002), Rui Chafes (2003/2004), Bernar Venet (2005/2006), Monika Sosnowska (2008/2009), Alicja Kwade (2010/2011), Jeppe Hein (2012/2013) und Michael Sailstorfer (2014/2015) – mehr, als ein erster Blick offenbart. In jedem Fall ist es die hohe künstlerische Qualität der plastischen Œuvre, die in sich stimmig erscheinen und interessante Weiterentwicklungen erwarten lassen. Alle Künstlerinnen und Künstler plädieren durchgängig für die ästhetische Autonomie ihrer Werke – und jedes Kunstwerk ermöglicht besondere ästhetische Erfahrungen. Eine weitere gemeinsame Besonderheit der Werke liegt dabei nicht zuletzt darin, dass sich Künstler und Betrachter in jedem Fall auf ungesichertem Terrain bewegen, auch wenn Erstere stets markante und unverwechselbare Positionen vertreten.
Wenn der Betrachter Installationen und Skulpturen in ihrem neuen Kontext – der Ausstellung – auf sich wirken lässt, wird ein Diskurs der Kunstwerke untereinander und zu Robert Jacobsens größter, noch zu Lebzeiten realisierter Installation auf dem Vorplatz des Museum Würth erfahrbar. Die Phänomenologie der Wahrnehmung in Bezug auf die Skulptur, insbesondere die visuelle und körperliche Erfahrung, und das Autopoetische des Kunstsystems, d.h. das Umfeld zeitgenössische und historische Skulptur, ergänzen sich. Die Ausstellung macht die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen fühl- und sichtbar, ganz im Sinne Jacobsens, der konstatierte: «Das Visuelle und das Gedankliche müssen gleichzeitig arbeiten: Grundsätzlich fühlt man, bevor man wahrnimmt – du fühlst und du siehst –, aber man muss die Bewegung im gleichen Moment realisieren. Das begründet für mich heute Skulptur.»