Venus hat auch im April eine hohe Position im Verhältnis zur untergehenden Sonne. Sie dominiert den funkelnden Sternenhimmel bis nach Mitternacht. Ende April wird sie die Phase ihres größten Glanzes erreichen. So schön werden wir sie erst im April 2020 wieder zu sehen bekommen.
Anfang April befindet sich Venus bei den Plejaden, jenem Grüppchen zarter Sterne, das in allen alten Kulturen eine große Bekanntheit genoss. Um den «sanft funkelnden kleinen Edelstein» gut sehen zu können, muss der (nord-) westliche Himmel vollkommen dunkel sein. Die beste Beobachtungszeit ist zwischen 22 und 23 Uhr. Venus durchquert am 2., 3. und 4. April das
sogenannte «Siebengestirn» und zieht an Alkyone, dessen hellsten Stern, unterhalb vorbei. Die prangende Venus wirkt in der Nähe des Sternenschwarms besonders groß, geradezu wie ein «Minivollmond»!
Der älteste babylonische Text über die Sterne handelte vom Aufgang dieses Grüppchens, MUL.MUL («Stern-Stern») genannt. Man nannte es auch die Siebengottheit. Nach Aufgang von MUL.MUL erschien der helle orangefarbene Stern Aldebaran mit einer deutlichen Sternengruppe, den Hyaden. Sie erhielten den Namen «is li-e», «Kinnlade des Stiers».
Die Siebengottheit, die jeder ganz leicht erkennen kann, galt auch bei den griechischen Dichtern Hesiod, Homer, Aratos von Soloi und den Astronomen der Antike als eine wichtige Konstellation. Mehrere Namen wie Peleiades, Peleias, Pleias und die poetischere Form Plèiades waren in Gebrauch. – Ihre Ankunft am Morgenhimmel kündigte den Landwirten und den Seefahrern den Beginn der heißen Jahreszeit an; wenn sie verschwand, ließen die rauhen Winde nicht mehr lange auf sich warten. Aratos zufolge waren die Plejaden deswegen so berühmt, weil der Obergott Zeus ihnen diese Signalfunktion verliehen hatte. Aratos gab diesen Sternen die Namen der sieben Töchter des Atlas und amüsierte sich darüber, dass von alters her die Rede von sieben Sternen war, obwohl nur sechs zu sehen sind. Über die sieben Schwestern entstanden verschiedene Geschichten. Eines dieser Himmelsmädchen ist nicht mit einem Gott, sondern mit einem König verheiratet, worüber es sich so sehr schämt, dass es sich nicht blicken lässt.
Ein Jahrhundert später teilte Hipparch mit, dass in einer hellen, mondlosen Nacht nicht nur diese sechs, sondern auch noch viele schwächere Sternchen ausgemacht werden können. Erst spätere griechische Astronomen, wie Geminos von Rhodos (50 n. Chr.) und Ptolemäus, rechneten die Plejaden zum Stier hinzu.
Venus hat ihre jährliche Konjunktion mit den Plejaden zwischen dem 3. April und dem 4. Juli. Je früher vor dem 20. Mai sie stattfindet, umso schöner stellt sich das Geschehen am Abend dar.
Vor 3000 Jahren fanden die schönsten Konjunktionen anderthalb Monate früher, Mitte Februar, statt. Auf dem babylonischen Stein unserer Abbildung ist unter der Mondsichel die Siebengottheit dargestellt, rechts darunter die achtstrahlige Venus. Ihre Konjunktion mit MUL.MUL hat für sie offenbar eine Signalfunktion.