Abends treten die Sterne ab Einbruch der Dunkelheit in drei Phasen in Erscheinung. Etwa eine Viertelstunde nach Sonnenuntergang lässt sich auf einmal in einer bestimmten Richtung ein Lichtwölkchen oder -pünktchen beobachten. Im Innern «leuchtet es»: Man wird sich schlagartig bewusst, dass dort am blauen Himmel etwas sichtbar wird. Eine Viertelstunde später ist das Licht viel heller geworden und funkelt. Am ganzen Firmament gibt es nur einige vereinzelte Sterne. Man muss noch etwa eine Viertelstunde warten, und dann geschieht vieles. Am dunkelblauen Himmel leuchten in vielen Richtungen Gruppen von helleren und schwächeren Sternen kurz nacheinander auf. Das Firmament wird bis etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang noch dunkler, und unzählbare zart leuchtende Sternchen gesellen sich dazu.
Die helleren Sterne bieten dem Sterngucker einmal im Jahr ein spezielles Erlebnis. Nach ein, zwei Monaten – oder einer noch
längeren Zeit der Unsichtbarkeit – findet man sie während der Morgendämmerung wieder. Man freut sich über diese «Neuerscheinung»! Spica, der Hauptstern der Jungfrau, fängt jedes Jahr um den 3. November ihre neue Sichtbarkeitsperiode an. Anfang November kann man tief unter der hellen Venus ein schwaches Sternlein erhaschen. Doch wie rasch nimmt seine Sichtbarkeit zu! Spica steht im Lauf des Monats immer höher und südlicher, während der Himmel z.B. um 6.30 Uhr immer dunkler aussieht (Sonnenaufgang am 1. um 7.16 Uhr, am 16. um 7.42 Uhr).
Am 12. November zeigt der Morgenhimmel ein reizvolles Bild: Unterhalb von Spica leuchtet eine zauberhaft schmale Morgensichel (Aufgang von Spica 5.15 Uhr, Mond 5.33 Uhr). Vom 16. bis 18. November ziehen die bläuliche Spica und Venus rasch aneinander vorbei.
Etwa eine Woche nach Spica erscheint am sich aufhellenden südöstlichen Morgenhimmel ein neues Licht. Dieses steigt ebenfalls rasch empor und wird am 26. und 27. November schnell an Venus vorbeiziehen. Es hat ein gelbliches, ruhiges Licht und leuchtet etwas kräftiger als Spica: Saturn ist wieder da! Dieser Planet tritt jedes Jahr etwa zwei Wochen später als im vorigen eine neue Sichtbarkeitsperiode an. In den kommenden Jahren wird er immer später nach Spica aufgehen.
Um den 25. November taucht am bläulichen Morgenhimmel wieder ein neues Licht auf, dieses bleibt in der Nähe der Sonne: Merkur. Er wird ab 5. Dezember zusammen mit Venus in Richtung Sonne ziehen (siehe rechte Abbildung, die ihre Positionen 40 Min. vor Sonnenaufgang darstellt; nach Sterrengids, De Koepel, Utrecht).
Venus nähert sich der Sonne schon seit Mitte August. Gerade im Oktober und November verliert sie viel an Höhe. Der dunkle Nachthimmel wird verlassen, sie wird zum tiefstehenden Dämmerungsplaneten. Venus beschreibt in der Jungfrau einen ähnlich absteigenden Gang wie die Sonne, wenn sie durch die Jungfrau zieht (von Mitte September bis Ende Oktober). Jedes nächste Treffen (Spica, Saturn, Merkur) ist kürzer sichtbar. Merkur und Venus sind jeden Morgen nur während der Morgendämmerung kurz als Paar sichtbar. Sie werden jedoch bis etwa 19. Dezember als Paar erscheinen.