Reich mir die Hand zum Tanze
Wie nur soll ein Kind verstehen, dass Blumen so schön blühen und doch irgendwann welken …?
In seinem Märchen Die Blumen der kleinen Ida gibt Hans Christian Andersen eine fantasievolle Antwort: Die Blumen welken nur, weil sie nachts ausgelassen tanzen! Ein wunderbar tröstlicher Gedanke – und eine unwiderstehliche Einladung an die Illustratorin Bettina Werchan, deren Bilder farbenprächtig über die Seiten tanzen.
... »Meine armen Blumen sind ganz verwelkt!«, sagte die kleine Ida.
»Sie waren so schön gestern Abend, und nun hängen alle Blätter vertrocknet da! Warum?«, fragte sie den Studenten, der auf dem Sofa saß, denn sie mochte ihn sehr gern leiden. Er wusste die allerschönsten Geschichten und spaßige Bilder aus: Herzen mit kleinen tanzenden Damen darin, Blumen und große Schlösser, deren Türen man öffnen konnte; es war ein lustiger Student!
»Warum sehen die Blumen so jämmerlich aus?«, fragte sie wieder und zeigte ihm welche, die ganz vertrocknet waren.
»Weißt du, was ihnen fehlt?«, sagte der Student. »Die Blumen sind heute Nacht auf dem Ball gewesen, deshalb lassen sie die Köpfe hängen.«
»Aber die Blumen können ja nicht tanzen!«, sagte die kleine Ida.
»Doch«, sagte der Student, »wenn es dunkel wird und wir anderen schlafen, dann springen sie lustig umher; fast jede Nacht gehen sie zum Ball.«
»Können nicht auch Kinder mit auf diesen Ball gehen?«
»Doch«, sagte der Student, »klitzekleine Gänseblümchen und Maiglöckchen!«
»Wo tanzen die schönsten Blumen?«, fragte die kleine Ida.
»Bist du nicht draußen vor dem Tor bei dem großen Schloss gewesen, wo der König im Sommer wohnt und der herrliche Garten mit den vielen Blumen ist? Du hast doch die Schwäne gesehen, die zu dir hinschwimmen, wenn du ihnen Brotkrumen geben willst. Du kannst mir glauben, da draußen ist großer Ball.« ...