In den Wintermonaten plagen wir uns besonders oft mit Atemwegserkrankungen. Doch was geschieht eigentlich beim Atmen in unserem Körper? In seinem Buch Mehr Luft – Atemwegserkrankungen verstehen und überwinden hat sich der erfahrene Internist Dr. med. Christof Schnürer mit den immer häufiger werdenden Erkrankungen der Atemwege und insbesondere mit dem Asthmaleiden beschäftigt. Er bietet Betroffenen die Möglichkeit, sich umfassend über einzelne Therapieformen zu informieren und erklärt zudem Grundlegendes, um ein breiteres Verständnis der Atemwegsprozesse zu vermitteln. (mak)
Unser Leben beginnt mit einer Einatembewegung und endet mit einer Ausatmung – wir «hauchen unser Leben aus». Dazwischen durchpulst die Atemwelle unaufhörlich unseren Körper, sie bleibt der äußerlich sichtbare Indikator unseres Lebens.
Grundlage der Atmung sind polare Prozesse. Lunge und Brustkorb werden aktiv gedehnt und gespannt, um in der Ausatmung sich wieder zu entspannen. Während der Einatmung (Inspiration) saugen wir die Luft über die Atemwege in uns hinein, um sie in der Ausatmung (Exspiration) wieder abzugeben. Mit der Einatmung werden Brustkorb, Lunge und Atemwege größer, in der Ausatmung kleiner – die Atemwege werden enger.
Abhängig von Alter, Größe und Geschlecht wird beim Erwachsenen mit jeder Atembewegung ca. 0,5 Liter Luft bewegt, im Mittel ca. achtzehnmal pro Minute. Jeder weiß, dass man unter körperlicher Belastung nicht nur viel schneller, sondern auch viel tiefer zu atmen vermag. Man hat sowohl bei der Einatmung als auch bei der Ausatmung reichliche Reserven (in- und exspiratorisches Reservevolumen). Die maximale Luftmenge (Vitalkapazität), die wir unter Einbeziehung dieser Reserven mit einem Atemzug bewegen können, beträgt etwa 4 bis 5 Liter.
Die Fähigkeit des Einzelnen, Luft aufzunehmen und durch die Atemwege hin und her zu bewegen, wird in der sogenannten «Lungenfunktion» gemessen. Die Atembewegungen werden durch Muskeln bewirkt. Der größte Atemmuskel ist das Zwerchfell. Dieses schließt den Brustraum kuppelförmig zum Bauchraum hin ab; es bewegt sich in der Einatmung nach unten, in der Ausatmung nach oben. Diesen Bewegungen folgen unsere Bauchorgane: Magen, Darm, Leber, Milz und Nieren bis hin-unter zur Harnblase und den Geschlechtsorganen.
All diese Organe werden mit und durch die Atembewegungen «massiert». Ja, das wellenartige Auf und Ab, Druckanstieg und Druckabfall p?anzen sich über den Rückenmarkskanal bis in das Gehirnwasser fort. Das Gehirn schwimmt quasi wie ein Schiff auf einer stetigen Atemwelle, wird von ihr umspült.
Auch der Blutstrom ändert sich mit der Atmung. Bis in die kleineren Blutgefäße hinein lassen sich die Atemwellen messen. Sie sind der vom Herzen ausgehenden Pulswelle in einem Verhältnis von annähernd 1 : 4 überlagert. Das Herz bewegt sich mit der Atmung auf und ab, es dreht sich in seiner Achse. Der Rückstrom des Blutes zum Herzen wird befördert – das Blut wird angesaugt. Im gesunden Rhythmus, dem Eu-Rhythmus (Eu = griechische Vorsilbe für gut, richtig), der Organe im Brustkorb, den geordneten Bewegungen von Lunge und Herz, hat das Leben seinen Ursprung. Diese Rhythmen durchziehen unseren gesamten Körper.
Der Atemrhythmus ist der Grundrhythmus unseres Lebens, um ihn herum ordnen sich die langsameren und schnelleren Rhythmen im menschlichen Organismus. Vor diesem Hintergrund lässt sich der Ansatz einzelner Heilsysteme verstehen, die allein über die Rhythmisierung des Atems Impulse zur Gesundung vermitteln.