In meiner Kindheit sind wir häufig umgezogen, und in meiner Erinnerung sehe ich die verschiedenen Gärten mit ihren Büschen, Bäumen und Blumen sehr viel klarer vor Augen als die Häuser, in denen wir wohnten. Als Spätling habe ich in den ersten Lebensjahren meist mit meiner eigenen Gesellschaft vorlieb nehmen müssen, und so bin ich oft im Garten umhergestreift, wo ich dies und das und jenes betrachtet habe. Wir hatten lange noch keinen Fernseher, waren allesamt Leseratten und haben wahre Bücherberge verschlungen. Ich erinnere mich noch gut an ein Buch des amerikanischen Dichters Theodore Roethke. Er war ein Freund meiner Eltern und hat mich sehr beeindruckt, weil er ganz selbstverständlich das, was er winzig klein und lehmverkrustet im Garten fand, zum Gegenstand seiner Gedichte machte:
die «schwarzborstigen Wurzeln» und den «Wildwuchs / Larven, Schnirkelschnecken und spitzige Stöckchen» in dem Gedicht Unkraut-Zupfer.
Mit etwa sieben habe ich zum ersten Mal etwas gesät und großgezogen, und die Lust daran ist mir bis auf den heutigen Tag geblieben. Dekorative Pflanzen und Essbares heranzuziehen ist immer interessant, und glückliche Beet-Gefährten zu auch uns beglückender Gemeinschaft zusammenzuführen eine reizvolle Aufgabe. Aber es interessiert mich gerade ebenso, den Garten als Ganzheit zu sehen und zu verstehen, wie er funktioniert – seine Glieder einzeln zu betrachten, kann niemals gelingen. Denn jeder Garten ist ein gewaltiger komplexer Organismus, in dem Boden und Pflanzen und Tiere, Wetter, Witterung, Klima und ein jeder von uns als der Gärtner dazu miteinander verbunden sind. Eine sich munter vermehrende Vogelschar nebst wimmelnden Haufen Wirbelloser ist genauso wichtig wie die Gesundheit der Gewächse. Und jedes dient jedem als Helfer.
Während ich dies nun gerade zu den allerersten Anzeichen des Frühlings schreibe, picken Spatzen und Distelfinken im Verein mit kleineren Gefährten die letzten Samen und Kribbel-Krabbel-Tiere aus den vorjährigen Saatköpfen von Karden, Königskerzen und Kardonen. Ich weiß wohl, dass der Garten einen erheblich ordentlicheren Anblick bieten würde, wenn ich all dies Abgestorbene im vergangenen Herbst hinausgeputzt hätte, doch wäre der Winter dann für die Vögel weit härter gewesen. Überhaupt finde ich sehr viele Pflanzen wunderschön, wenn sie so skeletthaft stehen – es ist gerade so, als sei der Garten mit geisterhaften Skulpturen angefüllt. Und damit erinnern sie ja an den Lebenskreis, was sehr wichtig ist – und erdverbindend. Eigentlich hätte ich mein Buch auch Living and Dying Garden nennen können. Aber wer würde sich von einem solchen Titel verlocken lassen?
Wenn ich arbeite, sitze ich dabei meistens in meiner Schreibstube oben im Haus, schaue zum Fenster hinaus und wünsche, ich wäre im Garten. Seit fünfzehn Jahren schreibe ich allwöchentlich eine Gartenkolumne und noch andere vermischte Gartengedanken. Somit schreibe ich fast jeden Tag. Wenn es schön ist und ich eine Arbeit vornehme, die ohne Bücher und Internet auskommt, gehe ich mit meinem Notebook in den Garten. Ich habe mir einen völlig verrückten «Sonnenbildschirmschutz» aus Pappkarton zusammengebastelt und ihn «iFlap» getauft. Damit kann ich nun im helllichten Sonnenschein schreiben, und weil ich still bin und mich nicht abrupt bewege, werde ich von Vögeln, Fröschen und anderem Getier nicht als Bedrohung empfunden, sodass sie überall um mich herum ganz unbefangen ihren Tätigkeiten nachgehen. Diese Augenblicke möchte ich nicht missen.
Aus dem Englischen von Brigitte Elbe