Ich stand auf dem Balkon, als das Telefon klingelte. Die Sonne schien, Vögel zwitscherten, ich nahm das Telefon mit nach draußen. Über 15 Jahre ist das nun schon her. Als ich den Hörer abnahm, erklang die warme, ruhige, gewinnende Stimme von Frank Berger. Schon ein paar Mal hatten wir darüber gesprochen, wie der Verlag seinen Lesern Bücher anbieten kann, die in Fragen von Gesundheit und Krankheit dazu beitragen können, sich selbst zu helfen und die Möglichkeiten einer anthroposophisch erweiterten Betrachtung des Menschen und der Natur kennenzulernen. Frank Berger erzählte, dass er gerade zusammen mit Jean-Claude Lin ein Magazin vorbereite, das sich dem Zeitgeschehen widmen, Lebensfragen aufgreifen und immer wieder Denkanstöße dafür geben wolle, mit neuem Blick auf die Welt zu schauen und darauf, wie man etwas grundsätzlich neu ergreifen könne. Das fand ich gut. Als mein Gesprächspartner mich aber fragte, ob ich mir denn vorstellen könne, die medizinische Kolumne «sprechstunde» zu übernehmen, reagierte ich verhalten. So eingespannt, wie ich mich fühlte, hätte ich dafür leider keine Zeit. Aber irgendwie sprach Frank Berger dann so überzeugend, betonte, dass man mich nicht binden wolle und er schon froh wäre, wenn ich erst einmal vorübergehend mitarbeiten würde, dass ich unvorsichtig wurde und zusagte – vielleicht trug auch das schöne Wetter dazu bei, dass alles leicht schien. Bereut habe ich es nicht. Noch immer schreibe ich für a tempo – und einige Bücher sind in der Zwischenzeit entstanden, die immer in ganz ähnlicher Weise von Frank Berger angeregt wurden.
Tatsächlich hat der Verlagsleiter es dem Autor leicht gemacht. Wenn man ihn anrief, so war er immer gleich am Apparat – besonnen, einfühlsam, hilfsbereit. Und wenn ich mich wirklich einmal über etwas ärgerte, dann erschien es nach einem solchen Gespräch klein und unbedeutend, und es kam auch wirklich nicht mehr vor. Bestimmt muss Frank Berger guten wirtschaftlichen Verstand haben – sonst hätte sich der Verlag nach der Krisenphase, die seiner Berufung als Geschäftsführer vorausging, nicht unter seiner Führung so gut entwickelt.
Vor allem aber zeichnet ihn eine Künstlerseele aus (schließlich ist er ursprünglich Musiker) und ein fantasievoller Geist mit Weitblick sowie ein Gespür für Kommendes. Das machte die Zusammenarbeit und die gemeinsamen Gespräche schön und erfrischend. Dass er auch nicht gerade ein zwanghafter Ordnungsfanatiker war, der jeden Vertrag bis ins Kleinste ausarbeiten ließ und jederzeit im Überblick hatte, machte ihn nur noch sympathischer. Eine gewisse Großzügigkeit war in jeder Begegnung zu spüren – und dass es ihm vor allem darum ging, Gedanken zu verbreiten und gute Bücher zu machen.
Dass nun zumindest die Zusammenarbeit im Verlag endet, weil eine schwere Krankheit diese Entscheidung erzwungen hat, stimmt mich traurig. Aber ich bin gewiss, dass die gute Stimmung, die Frank Berger in seinem Arbeitsumfeld geschaffen hat, und die Atmosphäre, die den von ihm seit 1996 geführten Verlag Urachhaus auszeichnet und viele Autoren dauerhaft an ihn binden konnte, fortwirken wird. Für die Begegnung und die Gespräche mit Frank Berger empfinde ich große Dankbarkeit, glücklicherweise kann man ihn ja auch außerhalb der Landhausstraße erreichen. Ihm wünsche ich – neben guter Erholung – viel Freude und einen fruchtbaren neuen Lebensabschnitt.