Meine Ansichten über Kunst haben sich in den letzten Jahren ziemlich geändert. Dazu haben sicher meine Erfahrungen als Leiter der Kundenbetreuung am Kunstmuseum in Bury einiges beigetragen. Von Kollegen und Künstlern habe ich viel über das Kuratieren gelernt und auch darüber, wie man über Kunst sprechen kann. Nicht, dass ich nun anders zeichnen würde, aber die Gedankengänge, die einem Bild zugrunde liegen, haben sich geändert.
Meine Werke entstehen seit eh und je Hand in Hand mit meinen Fotografien. Seit ich meine erste Spiegelreflexkamera als Teenager besaß, wurden Fotos für mich ein wesentliches Werkzeug. Und da ich Autodidakt bin, habe ich immer das gemacht, was sich für mich als richtig anfühlte.
Meine Bilder entwerfe ich zunächst im Kopf: Ich suche nach Mustern, Formen, Texturen in den Fotos, die mich ansprechen. Daher gibt es zu meinen Zeichnungen meist keine vorbereitenden Skizzen. Manchmal kommt mir eine Idee, während ich fotografiere, manchmal aber auch, wenn ich mein Archiv sichte. Oft entdecke ich viele Jahre später ganz neue Möglichkeiten in einem Foto – oder ein neueres Foto macht mich auf andere, bisweilen unbemerkte Aspekte einer älteren Aufnahme aufmerksam. Selten nutze ich ein wirklich gutes Foto als Grundlage einer Zeichnung, das hätte wenig Sinn.
An der Universität Manchester studierte ich Geografie und entwickelte eine tiefe Liebe zur Natur. Die verschiedenen Texturen von Fell, Federn und dicker Haut mit all ihren Falten faszinierten mich, und ich liebe es, sie zu zeichnen. Ich fühle mich sehr privilegiert, Tiere zeichnen zu dürfen, und freue mich darüber, dass meine Zeichnungen etwas zu ihrem Erhalt beitragen können.
Meine Kohlestiftzeichnungen sind oft sehr zeitaufwendig. Doch meine eigens entwickelte Technik erlaubt auch sehr schnelle, energische Akzentuierungen, als Gegengewicht etwa zu den sehr bedachten, behutsamen Strichen. Vieles in meiner Art zu arbeiten ist instinktiv und fließend, sodass ich gut Musik oder ein Hörbuch dabei hören kann.
Noch finde ich immerzu neue Eigenschaften in der Nutzung des Kohlestiftes und in der Entwicklung meines eigenen Stiles. Und obwohl ich auch gerne in Farbe arbeite, kehre ich immer zum Kohlestift zurück, um die Möglichkeiten dieses sehr einfachen Mediums tiefer auszuloten.
Während der Arbeit an den Zeichnungen für das Buch Löwen zählen musste ich mir eine ganz andere Arbeitsweise aneignen. Ich musste viel länger als sonst am Tag an jeder Zeichnung arbeiten und auch sie viel dichter nacheinander anfertigen, ohne die längeren Pausen, die ich sonst einlege, da der Abgabetermin seitens des Verlages so knapp bemessen war. Aber ich habe es auch sehr genossen, mit Lektorat, Herstellung und Verlagsleitung über das entstehende Buch diskutieren zu können. Das war für mich neu und anregend.