Alle neunzehn Jahre – genauer: alle achtzehn Jahre, sieben Monate und neun oder zehn Tage – kehrt der Mondknoten wieder zu seiner Ausgangsstellung im Tierkreis zurück. Als «Mondknoten» wird der Punkt bezeichnet, an dem die Mondbahn die Sonnenbahn (Ekliptik) kreuzt. Demnach gibt es einen «aufsteigenden» und einen «absteigenden» Mondknoten in jedem Umlauf des Mondes um die Erde, also jeden Monden-Monat.
Aber jedes Mal verschiebt sich die entsprechende Kreuzungsstelle des Mondes um etwa 1,5 Grad. Daher dauert es 18 Jahre, 7 Monate und 9 oder 10 Tage, bis der aufsteigende bzw. der absteigende Mondknoten wieder vor den gleichen Sternen des Tierkreises steht.
In seiner Monografie Die Mondknoten im Lebenslauf führt der Philosoph und Novalisforscher Florian Roder aus, welche Zusammenhänge zwischen dem kosmischen Rhythmus des Mondknotens und der menschlichen Biografie gefunden werden
können. Er nennt sie «Fenster zum Kosmos – Tore der Selbsterkenntnis – Schlüssel zur Biografie»:
«Die Mondknoten können zu Okularen der Selbsterkenntnis im Lebenslauf werden.
In der rückblickenden Verarbeitung wird sich ihre je einmalige Signatur herausschälen. Darüber hinaus kann im inneren Vorblick auf kommende Knotenstellen Zuversicht und Mut in der Seele entstehen.»
Bei der Geburt eines jeden Menschen stehen die beiden Mondknoten des jeweiligen Monats an bestimmten Stellen dem Tierkreis gegenüber, und die Wiederkehr zu diesen Stellen nach 18 Jahren, 7 Monaten und 9 Tagen erinnert an diese Ausgangssituation innerhalb einer Biografie. So wird vom «ersten», «zweiten» und «dritten» Mondknoten gesprochen.
Rechnerisch gesehen erfolgen sie im etwaigen Alter von:
1. Mondknoten: 18 Jahren, 7 Monaten und 9 Tagen
2. Mondknoten: 37 Jahren, 2 Monaten und 18 Tagen
3. Mondknoten: 55 Jahren, 9 Monaten und 27 Tagen
4. Mondknoten: 74 Jahren, 5 Monaten und 6 Tagen
oder aufgerundet: im 19., 37., 56. und 74. Lebensjahr.
Noch einfacher könnte man sagen, dass uns der Kosmos alle 19 Jahre an eine besondere Konstellation unseres Schicksals erinnert.
Da ich etwas von diesen Zusammenhängen wusste, ohne sie allerdings gründlich vertieft zu haben, war ich sehr überrascht, vor einigen Jahren in der Einleitung zum ersten Band von Stephen Kings großem Epos Der dunkle Turm die Überschrift zu lesen: «Über Dinge, die neunzehn sind.» Im Original steht sogar: «On being nineteen.» «Neunzehn ist das Alter,» schreibt Stephen King, «in dem man sagt: Pass auf, Welt, ich rauche TNT und trinke Dynamit, und wenn dir dein Leben lieb ist, geh mir aus dem Weg – hier kommt Stevie. Neunzehn ist ein selbstsüchtiges Alter, in dem man seine Interessen fest umrissen sieht. Ich wollte hoch hinaus, das war mir wichtig. Ich hatte jede Menge Ehrgeiz, das war mir wichtig. … Die Kompromisse des mittleren Alters waren in weiter Ferne …»
«Hochmut kommt vor dem Fall, Stephen», hat seine Mutter ihm gesagt. Und in der Einleitung zum Dunklen Turm fügt er an: «… und schließlich hat sich irgendwie herausgestellt – genau in dem Alter, das 19 x 2 entspricht –, dass man zu guter Letzt tatsächlich fällt.»
So muss das natürlich nicht immer ablaufen – aber Stephen King hat an seiner eigenen Biografie beobachtet, dass entscheidende Wendepunkte in seinem Leben in Abständen von 19 Jahren geschehen.
Wer will, kann also bei sich etwas aufmerksamer werden für einen großen Rhythmus, der Mensch und Kosmos verbindet.