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Caroline Hosmann

Was man nicht teilt, geht verloren

Nr 229 | Januar 2019

Heißt diese Rubrik, für die ich schreiben soll, tatsächlich «am Schreibtisch»? Hm, das wird schwierig, denn da bin ich vermutlich bei meiner Arbeit am allerwenigsten an­zutreffen … Meistens laufe ich nur knapp dran vorbei – zwischen Kindern, Buch- und Umwelt-Projekten, Gestaltungsaufträgen, dem kleinen NATURKINDER-Lädchen und den unvermeidlichen Haushaltsauf­gaben.
Viel wahrscheinlicher ist es, dass man mir draußen im Wald mit unserer Naturkindergruppe oder in den Bergen mit einer Wandergruppe über den Weg läuft; gelegentlich trifft man mich auch drinnen, wenn ich am Werkeln bin oder bei meinen Kursen «Philosophieren mit Kindern».
Schreibtischarbeit kenne ich vage. Aus einem früheren (Schul-)Leben vielleicht. Aber gleich nach meinem Schulabschluss in Wien zog es mich in die weite Welt. Meine Ausbildung und neue Studienambitionen konnte ich nutzen, um neue Länder kennenzulernen. Erst mit meinem Mann und unseren vier Kindern bin ich dann im Süden von München sesshaft geworden. Dort habe ich bald eine NATURKINDER-Gruppe gegründet, mit der wir das ganze Jahr hindurch unterwegs sind. Über unsere gemeinsamen Unternehmungen begann ich vor fast zehn Jahren auf meiner Internetseite zu berichten. Was als eine Art «Online-Tagebuch» für die Kinder der Gruppe und deren Eltern begann, entwickelte sich zu einer Sammlung von Ideen, Rezepten und Aktionen, von der andere Gruppen­leiterinnen und -leiter und vor allem Familien profitieren sollten.
«Was man nicht teilt, geht verloren!» Dieses Sprichwort hat es mir schon lange angetan. Dabei bin ich sicherlich keine «Öko-Mutti» und auch keine «Umwelt-Päpstin». Ich bin einfach nur gerne draußen und möchte diese Leidenschaft mit meinen Kindern und anderen teilen – und ein bisschen Wissen über die Natur, vor allem aber die Freude daran, weitergeben. Zwischen den Zeilen soll es dabei aber auch um einen nachhaltigen Lebensstil, Generationen­gerechtigkeit und Umweltbildung gehen. Deshalb finden bei den NATURKINDERN immer wieder Aktionen statt, die nicht nur Spaß machen, sondern auch der guten Sache dienen sollen. Aufmerksam zu machen auf Umweltthemen, vorzuleben, wie man ein Stück plastikfreier leben kann, soziale Projekte zu unterstützen, Gutes für die Bienen zu tun, zu zeigen, dass weniger mehr sein kann … Darum geht es mir auch in meinen Büchern. In Naturkinder, in Feiern mit den Naturkindern und natürlich in meinem jüngsten Buch Willkommen, Baby!, schreibe ich darüber, wie wir mit wenigen natür­lichen Materialien schöne Dinge gestalten und gemeinsam einfach eine gute Zeit haben können. Draußen wie drinnen.
Diese Arbeit macht mir nicht nur Spaß, sie lässt sich im Prinzip auch gut mit unserem Familienleben vereinbaren. Schließlich sind es die Kinder, mit denen ich rausgehe, Bilder mache, Neues entdecke, mit und von denen ich mich inspirieren lasse. Und dennoch hat er einfach oft zu wenige Stunden, der Tag, für all die Projekte, die ich gerne verwirklichen würde. Und mit dem Schreibtisch ist es meistens so: Kaum setze ich mich hin, muss ich schon wieder aufspringen, weil eine neue Idee danach ruft, umgesetzt zu werden. Oder ein Kind ruft nach mir. Oder die Waschmaschine …